In der Teamsitzung findet er Nahrung oder im Gespräch mit einer Kollegin oder dem Vorgesetztem. Auch in der Diskussion mit dem Partner, der Partnerin oder den Kindern setzt es sich gern fest und verhindert Lösungen: Ich spreche vom nervenaufreibenden Zusammenspiel aus Problembeschreibung, Schuldzuweisung und Verteidigungshaltung – dem Problemkreislauf.


Und schon dreht er sich, der Problemkreislauf

Passiert das, gibt es selten ein Entkommen und allzu oft einen handfesten Streit. Der Anfang ist oft gleich: Wir haben ein Problem. Und wir müssen dringend über das Problem reden. Wo kommt es her, wer hat Schuld, wer hätte es verhindern können, usw., usw.,usw.

Und schon sind wir mitten drin, im Problemkreislauf. Die Stimmung wird aggressiver, Einige reden sehr viel Andere sagen gar nichts mehr. Die Stimmung wird mieser und mieser – an ein konstruktives Miteinander ist nicht mehr zu denken. Lösungsorientiert ist das nicht.

Was aber passiert, wenn wir dem Problem in solchen Situationen keinen Raum geben? Wenn wir uns schnell auf ein mögliches Ziel einigen und damit einen großen Schritt in Richtung Problemlösung unternehmen, ohne das Problem rauf und runter zu diskutieren? Meine Erfahrung zeigt, dass das prima funktioniert, und zwar mit einem lösungsorientierten Ansatz. 

Jetzt wird es lösungsorientiert

Wenn Ihr das nächste Mal in den Bereich eines Problemkreislaufes geratet und merkt wie die Stimmung zunehmend schlechter wird, dann versucht bitte Folgendes:

  1. Wenn ein Problem auftaucht, haltet es fest. Und zwar am besten in dem Ihr es aufschreibt. Nehmt ein Blatt Papier (in größeren Runden auch gern ein Flipchart), teil es mit einem Strich in zwei Hälften und schreibt auf die linke Seite Euer Problem.

  2. Folgt auf keinem Fall dem Problem und gebt ihm Raum: Fangt nicht an, darüber nachzudenken, ob es sich wirklich um ein Problem handelt, woher es kommt oder wer dafür verantwortlich ist.

  3. Lest Euch das Problem noch mal durch und beantwortet dann folgende Frage: Was wollt Ihr stattdessen? Gelingt Euch die Beantwortung dieser Frage, dann habt Ihr nun  ein Ziel.

  4. Dieses Ziel schreibt Ihr in die rechte Spalte.

  5. Jetzt überprüft Ihr das Ziel anhand der folgenden Kriterien:

  6. Ist die Zielbeschreibung ohne Kenntnis des Problems verständlich?

  7. Ist das Ziel positiv formuliert? Also nicht „weniger Streitgespräche“ sondern „mehr konstruktive Gespräche“.

  8. Das Ziel sollte einen Zustand in der Zukunft beschreiben. 

  9. Ein toller Tipp, den ich im Rahmen meiner Ausbildung zum Reteaming-Coach bei Jörg Middendorf gelernt habe, geht so: Nun nehmt Ihr eine Schere und schneidet das Blatt Papier an der Linie entlang durch. Die Problemhälfte verstaut Ihr sicher in einer Kiste oder einem Briefumschlag und bewahrt es auf – vielleicht gehen Euch ja irgendwann mal die Probleme aus und Ihr braucht mal wieder eins. 

  10. Jetzt schaut Ihr Euch das Ziel an und überlegt, welche ersten Schritte Ihr gemeinsam gehen könnt, um es umzusetzen.

An dieser Stelle merkt Ihr hoffentlich schon, wie sich die vorherige problemorientierte Atmosphäre in eine  konstruktive, lösungsorientierte verwandelt hat. Ihr seid dem Problemkreislauf entkommen und arbeitet nun gemeinsam an einem Ziel.